Die Wiederherstellung der weiblichen Brust nach erkrankungsbedingter teil- oder vollständiger Entfernung ist eine der anspruchsvollsten Herausforderungen der plastischen Chirurgie.
Es kann durch die Implantation einer Prothese unter die verbliebene Haut oder durch den Wiederaufbau durch Eigengewebe gelöst werden. Die erstere Methode ist die verbreiteste aufgrund der Schnelligkeit und Einfachheit der Methode sowie der ähnlich hohen Vergütung durch die Krankenkasse. Der Nachteil dieser Methode ist die extrem hohe Rate an Kapselfibrosen (Verhärtung der Prothese) und das völlig unterschiedliche Aussehen im Gegensatz zur normalen Brust. Durch den Hautverlust ist die Haut über die Prothese gespannt, die Brust ist fest und unbeweglich und flach.
Eine weit elegantere Methode ist hier der Brustaufbau durch Eigengewebe, welches dem Brustgewebe in Konsistenz und Formverhalten am ähnlichsten ist. Hierbei unterscheidet man die Herkunft des Eigengewebes, welches in der Regel vom Bauch (TRAM- oder DIEP-Lappen) oder vom Rücken (Latissimus-dorsi-Lappen) stammt.
1) TRAM-Lappen (transversaler rektus abdominis muskel-lappen)
Bei dieser Methode wird Eigengewebe (Haut und Fett) vom Bauch in den Brustdefekt eingebracht und der Hebebereich im Sinne einer konventionellen Abdominoplastik (Bauchhautstraffung) verschlossen. Für den Transport und die Durchblutung des Gewebes wird ein vertikal verlaufender Bauchmuskel (Musculus rectus abdominis) verwendet, welcher vollständig aus seiner angestammten Region entfernt und verschwenkt wird.
Ein logisches Risiko einer solchen Operation liegt in der Schwächung der Bauchwandstabilität, welche jedoch durch die Einlage eines Kunststoffnetzes verhindert oder nur gemindert werden kann. Trotzdem bleibt die Funktion der Bauchwand beeinträchtigt, deshalb stellt diese Methode bei sportlich aktiven Patientinnen nicht die erste Wahl dar. Auch ist das Volumen der rekonstruierten Brust begrenzt, das die Blutversorgung des Haut-Fettgewebes über den Muskelstiel nicht immer optimal ist.
2) DIEP-Lappen (deep inferior epigastric pedicle flap)
Das Prinzip ist ähnlich wie bei dem TRAM-Lappen, der Bauchmuskel wird hierbei jedoch nicht verletzt sondern nur ein einziges Gefäß präpariert. Dieses Gefäß kann die gesamte Haut samt Fettschicht mit Blut versorgen und wird nach Abtrennung und Transport in den Brustbereich dort an ein Thoraxgefäß angeschlossen (Mikrochirurgische Gefäßnaht). Aufgrund der aufwendigen Präparation ist eine Operationsdauer von 4-6 Stunden die Regel, wobei das eigentliche Operationstrauma (Ausmaß der Gewebeverletzung) geringer ist als bei den anderen Methoden.
Diese sehr elegante Methode hat den Nachteil, das wenn die Gefäßnaht aus welchen Gründen auch immer nicht funktioniert der gesamte Haut-Fettlappen verworfen werden muss. In geübter Hand beträgt dieses Risiko immer noch etwa 5 %. Deshalb sollte diese Methode eher den jüngeren und gesünderen Patientinnen vorbehalten bleiben.
3) Latissimus dorsi Insellappen
Diese Methode kann als die bewährteste und sicherste der Dreien bezeichnet werden, in der plastischen Chirurgie wird diese Lappentechnik als „Arbeitspferd“ aufgrund seines breiten Einsatzbereiches angesehen. Dabei wird eine Hautspindel von der gleichen Rückenseite wie die zu rekonstruierende Brust samt darunterliegendem Muskel nach vorne in den Brustbereich geschwenkt. Der Muskel wird von einem stark ausgebildeten Gefäß versorgt und sichert damit die Durchblutung der Haut und des Fettgewebes. Die resultierende Narbe wird so gelegt, das der BH diese verdecken kann. Bei sachgerechter Durchführung der Operation entstehen keine Beschwerden bei der Armbeweglichkeit, wenn diese berichtet wurden, lag dies immer an einer insuffizienten OP-Technik. Die Funktion des Muskels wird durch zwei gleichverlaufende Muskeln übernommen und ausgeglichen. Eine erkennbare Kraftminderung ist in der Regel nur bei Leistungssportlern zu erkennen.
Der große Nachteil dieses Verfahrens ist das geringe Gewebevolumen der Hautspindel. In der Regel muss zusätzlich ein mehr oder wenig großes Brustimplantat eingelegt werden. Dieses ist hierbei jedoch durch eine starke Haut-Fettschicht und eine Muskelschicht abgedeckt im Gegensatz zu einer alleinigen Protheseneinlage.